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Heiraten als Sparfuchs

Warum ausgerechnet das Thema heiraten bzw. die Hochzeit beim Sparfuchs? Aus persönlichen Gründen ;-)

Und wie immer sind mir bei der Vorbereitung viele Dinge aufgefallen, bei denen man sparen oder besser „seine Ressourcen“ sinnvoll investieren kann.

Aber es geht natürlich auch um das Thema „höher, schneller, weiter“ - denn viele haben das Bedürfnis, ihre Hochzeit noch ein Stück ausgefallener und exclusiver zu gestalten, als die Bekannten. Als wenn es einen Hochzeitswettbewerb gäbe, bei dem nachher die aufwendigste Hochzeit mit ewiger Liebe belohnt würde.

Eher das Gegenteil scheint manchmal der Fall und die Berufspraxis eines Bekannten, der als Scheidungsrichter tätig ist, zeigt, dass oft genug der Kredit für eine Märchenhochzeit noch abbezahlt wird, wenn die Scheidungspapiere unterwegs sind.

Warum also diesen Irrsinn mitmachen? Ist es wirklich essentiell für das Lebensglück, das Teelichte, Autofarbe und Kleider der drölfzig Brautjungfern aufeinander abgestimmt sind?

Oder ist es wichtiger, dass man einen super Tag mit seinen liebsten verbringt und ordentlich die beiden Eheleute abfeiert?

Muss es wirklich das Schloss sein? Das Edelrestaurant, dass man sich selbst sonst nie gönnen würde? Sonst irgendetwas, das man mal im Fernsehen gesehen hat?

Ein Aufpreis von einem mittleren dreistelligen Betrag, damit die standesamtliche Hochzeit (Dauer 15-30 Minuten) in einem „Gebäudeupgrade“ stattfindet? Macht das eine bessere Beziehung aus? Ich glaube nicht.

Ich habe Hochzeiten in Schlösseren mit Full-Service, teuren Hallen mit Catering erlebt und in Dorfhäusern mit selbst kochendem Brautpaar erlebt, Hochzeiten mit 200 Personen und auch nur zu siebt - ob die Party gelingt, hängt von ganz anderen Faktoren ab, als der Location.

Ladet nur die Gäste ein, die ihr wirklich da haben wollt. Versucht nicht verkrampft „den schönsten Tag des Lebens“ zu erleben, denn es kann immer etwas schief gehen. Und feiert in einem Dorfhaus, Vereinsheim, Turnhalle oder notfalls im eigenen Garten statt euch eine Location zu mieten, die 3 Monatsgehälter kostet.

Der Ringe symbolisiert die Ewigkeit der Verbindung von den Eheleuten. So weit und so romantisch.

Was aber sind die harten Fakten?

  • Meine Eltern haben beide im Laufe der Jahre ihre Eheringe verloren.
  • Im Bekanntenkreis ist schon nach weniger als 3 Monaten ein Ehering verloren gegangen.
  • Bei vielen Menschen ist schon nach 10 oder 15 Jahren ein Tragen am Finger nicht mehr möglich, weil sich die Physis geändert hat.
  • Bei denen, die schon vor der Ewigkeit ihre Verbindung auflösen, stellt sich die Erkenntnis ein, dass selbst nach weniger als 5 Jahren, der Rückkaufswert kaum ein Viertel des Kaufwerts beträgt.

Also auf den Ring verzichten? Nein.

Vergleicht die Preise, die Onlineshops wie auronia.de (mit einem wirklich guten 3D-Designer) bieten und den lokalen Schmuckhändler vor Ort.

Ich wäre bereit gewesen, ca 10% Aufpreis in Kauf zu nehmen um beim Händler vor Ort mit Beratung Ringe zu kaufen, einfach, weil man die Stücke anfassen kann und ein Gefühl für die unterschiedlichen Materialen bekommt. Nachdem ich die preisliche Kalkulation jedoch in der Hand hatte und den Ring im Onlineshop „nachgebaut“ habe, stand die Entscheidung schnell fest: Der Onlinepreis war ziemlich exakt die Hälfte des Preises des Schmuckhändlers. Und 750 Euro nur für ein einstündiges „Beratungsgespräch“, dass größtenteils aus „hier sind unsere Musterringe, probieren sie sich durch und melden sich“ bestand, war ich nicht bereit zu zahlen.

Wer die Ringe nicht sofort gravieren lässt, hat im Netz eine 30-Tage Rückgabegarantie und bekommt Musterringe in 3 Größen für die perfekte Passform vorab. Ich habe auch erst gezögert, aber bin jetzt sehr zufrieden mit der Entscheidung.

Laut diverser Hochzeitseiten im Netz ist es heutzutage ein Muss, nicht nur einen Fotografen sondern auch einen Videografen für seine Hochzeit zu engagieren. Beides würde jeweils so für 1.500 Euro zu haben sein, „aber die Bilder sind ja das wichtigste…“.

Klar, wenn man die eigene Hochzeit nur dafür braucht, um das eigene Instagram-Profil zu füttern, weil die täglichen Selfies vor dem Spiegel nicht mehr ausreichen, dann ist das alles dringend nötig. Aber auf einer realistischen Seite betrachtet, hat für mich das Hochzeitsvideo für mich einen Charme wie die vom Opa gefilmten Reden auf der Konfirmation. WER will die ganzen Dinge, wirklich noch mal sehen bzw. welchen Aspekt des „Glücks“ verbessert ein Hochzeitsvideo? Ist es nicht oft der Moment selbst, der einen Eindruck hinterlässt und der oft genug von einem Ton oder Videodokument entzaubert wird?

Das selbe bei einem Fototermin über den ganzen Tag…wie vielen Leuten zeigt man wirklich Bilder von den „intimeren“ Momenten am Morgen bei der Vorbereitung zur Hochzeit?

Von meinen Eltern gibt es genau ein Foto in ihrem Hochzeitsoutfit, vielleicht sogar noch ein weiteres von der Gesellschaft beim Essen. Und auch mit einer viel umfangreicheren Bildersammlung braucht man kein Vermögen.

Talentierte Hobbyfotografen sind für 3-4 Stunden für weniger als 500 Euro zu haben. Selbst Profis für 600-700 Euro. Schaut euch die Portfolioseiten oder Instagram-Profile von Fotografen aus der Umgebung an. Wenn euch ein Stil gefällt, lasst euch ein Angebot geben und vergleicht die Leistungen. Ich würde nicht mehr als 500-700 Euro für diesen Punkt investieren.

Das Hochzeitsvideo halte ich komplett für überflüssig. Wenn man nicht gerade ein Gewerbe für Hochzeitsdienstleistungen hat oder Model ist, sollte man sich ernsthaft die Frage stellen, wem und wann man das zeigen will? Den Eltern und Freunden? Wie oft? Und das für einen Preis, den manche als Nettomonatslohn bekommen.

Die Dekoration ist ein großes Mienenfeld - zumindest bei manchen Bräuten. Trotzdem lohnt es sich, realistisch und vor allem offen an die Sache heranzugehen und nicht zu detaillierte und festgefahrene Vorstellung zu haben.

Bastelt selbst. Nutzt die Kleinanzeigen, denn die wenigste Deko ist nach einer Hochzeit komplett unbrauchbar und viele geben ganze Sets ab. Bestellt die Deko, die sowieso aus China kommt, direkt bei Aliexpress ;-) Da allerdings 6-8 Wochen Lieferzeit einkalkulieren.

anzug_boss.jpg Ein weiterer großer Punkt in finanzieller Hinsicht ist die Ausstattung von Braut und Bräutigam.

Ich habe beides erlebt - eine Braut mit Kleid aus dem Onlineshop und eine mit Kleid vom Brautausstatter. Auch der Second-Hand-Markt bietet einige Möglichkeiten. Aber als Bräutigam hier eher meine Sicht:

Ich habe eine Hochzeit gefeiert, bei der ich mit Trauzeugen bei einem Herrenausstatter aufgekreuzt bin und nach einer gewissen Zeit mit einem 350 Euro dunklen Boss-Anzug den Laden verlassen habe. Dazu natürlich ein 70 Euro Hemd, plus Schuhe plus Krawatte plus Pochette (Einstecktuch). Und das war noch verhältnismäßig günstig…

Der Anzug hat genau zwei Hochzeiten gehalten, denn das „tolle“ Markenprodukt war nicht sehr strapazierfähig. Als „Nicht-Anzugträger“ von Berufswegen hing das Jacket dann solange im Schrank, bis es nicht mehr passte, ebenso wie das Hemd - lediglich die Krawatte erinnert noch an diesen Versuch.

Was also tun? Corona-bedingt war das ganze Frühjahr hindurch an „normales“ Shoppen eh nicht zu denken. Auf Schnelltest, Termin und dann den Druck zum Kaufabschluss hatte ich keine Lust und einen Trauzeugen dieses Mal auch nicht.

Es gibt mehrere Varianten, die vor Allem von der Verfügbarkeit und dem eigenen Stil abhängen. Da ich dieses Mal etwas extravaganter als im „dunklen“ Anzug gekleidet sein wollte (Stichwort: großer bzw. kleiner Gesellschaftsanzug), habe ich mich vor allem erstmal belesen müssen. Und dabei festgestellt, dass die Berater in Modegeschäften sich vermutlich von Beratern in Baumärkten nur unwesentlich unterscheiden: eine Menge gefährliches Halbwissen.

Für eine Einführung bieten sich folgende Forenthreads an, aber wie immer gilt, Mode ist, was gefällt, deswegen sollte man nicht alles wie feststehende Gesetze behandeln.

Was fehlt, ist also ein Herrenausstatter. Die üblichen Verdächtigen tauchen auf in der einfachen Suche. Und kurze Zeit später glaubt man, es kostet mindestens 800 Euro einen Anzug zu tragen, der nicht aus Polyester ist. Weit gefehlt.

Für neue Artikel habe ich einen holländischen Herrenausstatter entdeckt, der nicht gleich das Budget sprengt: www.henkterhorst.de

Außerdem kann ich auch hier nur den Kleinanzeigenmarkt empfehlen. Wenn man seine ungefähre Größe kennt, sind viele Artikel von guter Qualität für kleines Geld zu haben. Einen Smoking für unter 100 Euro? Mit etwas Änderungsschneiderei günstig ausgestattet. Und Zubehör wie Einstecktücher, Krawatten, etc. sind sogar schon teilweise zu verschenken.

Hemden? Auch dort oder in den Rabattaktionen der Hersteller oder Versender schauen. Und nicht vergessen: Eigentlich sollte der Bräutigam sein Jacket nicht ablegen (außer es wird sehr spät ;-) ) Wie viel ist da vom teuren Markenhemd wirklich zu sehen, dass es von einem gut sitzenden Baumwollhemd für 30-40 Euro unterscheidet?

Gerade wenn man die förmlichen Outfits nicht täglich trägt, ist es oft nicht entscheidend, wie die Haltbarkeit oder das Abnutzungsverhalten ist. Wenn ich mir de facto eine Ausstattung für einen Tag zu lege, dann ist es ausreichend, wenn sie diesen einen Tag gut aussieht.

Im Onlinehandel und ohne Berater ist es nicht leicht, die passenden Größen zu ermitteln. Aber dank kostenlosem Versand bei vielen Anbietern, ist es problemlos möglich, seine passenden Größen herauszufinden oder ggf. kleine Änderungen in einer Änderungsschneiderei in Auftrag zu geben.

Ich habe dieses Mal für zwei komplette Outfits mit einigen Details und Zubehör nicht mehr ausgegeben als beim 1. Mal. Hätte ich wirklich streng nur auf die Kosten geachtet, wäre ich wohl bei ca. 140 Euro gelandet.

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  • Zuletzt geändert: 2021/06/02 10:11
  • von manuel@krischer.it