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Liquidität

„Flüssig sein“ - ein Kernpunkt beim Erreichen einer finanziellen Zufriedenheit.

Wenn es nie ein Problem ist, eine plötzliche Schuld zu begleichen, eine unerwartete Reparatur (war sie wirklich so unerwartet mit dem alten Auto/Waschmaschine/Heizung?) zu stemmen oder eine Erhöhung der Energiepreise zu bewältigen, ohne seine langfristigen Investments anrühren zu müssen, dann schläft es sich deutlich besser.

Nachdem also jetzt in der Optimierungsphase sichergestellt wurde, dass die laufenden Kosten gesenkt wurden und gegebenenfalls auch die Einnahmen gesteigert werden konnten, ist es auch bei der Liquiditätssicherung wichtig, eine idiotensichere Strategie zu entwickeln.

Fast jeder, den ich befragt habe, wird von seinen unregelmäßigen Ausgaben regelmäßig überrascht. Das Problem dahinter: der Stand auf dem Konto zeigt einen Wert an, der es dem Gehirn ermöglicht zu sagen „dies oder jenes kann ich mir noch leisten“.

Kommt dann eine „überraschende“ Jahreszahlung für die Versicherung, Verein, Zeitschrift etc. ist auf einen Schlag eine größere Summe weg, die man genau „nicht im Kopf“ hatte.

Oder aber, man zermartert sich vor jeder Ausgabe den Kopf, ob man nicht noch einen Sonderposten für diesen Monat vergessen hat und setzt sich so zusätzlichem Stress aus. Finanziellen Stress, den wir zukünftig vermeiden wollen.

Aber auch die Menschen, die eigentlich mit ihrem Geld „umgehen“ können - also am Ende des Monats nicht Null oder noch weniger auf dem Girokonto haben - verschenken oft Sparpotential, weil trotzdem unnötige Ausgaben gemacht werden: „es ist ja noch genug da“ oder „das gönn' ich mir halt“ (den überflüssigen 5 Euro Kaffee oder die 7. ähnliche Deko/Gadget).

Hier hilft es, den eigenen Kopf auszutricksen und das Geld vor sich selbst in Sicherheit zu bringen, also künstlich zu verknappen. Die meisten Menschen schalten bei knappen Gütern automatisch in einen sparsameren Modus - wir helfen uns also nur selbst zu sparen. Und nach einiger Zeit fällt es gar nicht mehr so schwer, nicht an jedem Coffee2Go-Stand anzuhalten oder doch noch auswärts zu essen, obwohl man fast zu Hause ist.

Wie könnte jetzt also der Grundaufbau der Mehrkontenstrategie aussehen? Ich bin mit einem folgendem Aufbau gut gestartet

  1. Girokonto - Alle regelmäßigen Ausgaben, alle Abbuchungen, Jahresprämien etc.
  2. Girokonto - Einkäufe, private Ausgaben, Bar-Abhebungen
  3. Tagesgeld - Notfallreserve privat (3-6 Nettogehälter, bzw. 6-10 monatliche Festausgaben)
  4. Tagesgeld - Bei Eigentum weitere Notfallreserve (ca. 10.000-20.000 Euro je nach Alter & Größe)
  5. Sparbücher - ggf. zweckgebundene kurzfristige Konsum-Ansparungen bis ca. 2000 €

Warum zwei Girokonten?

Ein Girokonto dient nur für alle regelmäßigen Zahlungen und Abbuchungen.

Aus der Analyse wissen wir ja, welche Summe im Durchschnitt in jedem Monat von unserem regelmäßigen Geldeingang benötigt wird um alle jährlichen Kosten zu decken. Ich versuche angesichts der Gesamtsumme die monatlich umgesetzt wird, ca. 1000 Euro immer verfügbar auf diesem Konto zu halten (also zu dem Zeitpunkt im Monat, wo alle Abbuchungen stattgefunden haben).

Da keiner meiner einzelnen Ausgaben im Jahr diese Summe überschreitet, bin ich mir einigermaßen sicher, nicht in den negativen Bereich zu rutschen. Falls jetzt wirklich alles z.B. im Januar abgebucht wird, muss da natürlich die Gesamtsumme verfügbar sein, aber meist verteilt sich einiges über das Jahr. Dieses Konto hat auch keinen Dispokredit (den wir ja eh vermeiden wollen) eingerichtet und die Girocard bleibt auch zu Hause.

Zu Monatsbeginn wird also das „Festausgabenkonto“ kräftig gefüttert und nach spätestens einem Jahr sollte zu keiner Zeit dort zu wenig Geld drauf sein. Da ich alle Dauerauftragssummen immer mehr oder weniger kräftig „nach oben“ aufrunde, kommt auch schneller ein kleiner Puffer zusammen.

Bei Partnern könnte dieses auch das gemeinsame Konto sein, auf das Beide dann jeweils ihre Anteile einzahlen. Hierfür natürlich ein Girokonto Nutzen, dass nicht nur bei der Markierung als Gehaltskonto kostenfrei ist, denn die Eigenüberweisungen zählen nicht dazu.

Mit dem zweiten Girokonto bestreiten wir dann, nach Abzug unserer Konsumspar- und Vermögensaufbausummen, unsere Einkäufe, Barabhebungen: kurz, den unregelmäßigen Konsum.

Tagesgeldreserven

Wenn noch gar keine Rücklagen vorhanden sind, sollte sofort ebenfalls die Notfallreserve 1 (& ggf. auch 2) aufgestockt werden. Ebenfalls muss bei einer Entnahme (kaputte Waschmaschine, Autoreparatur etc.) schnellstmöglich wieder der Stand hergestellt werden, ggf. den Grundstock über Steuerrückerstattungen, ggf. gekündigte Versicherungssummen oder Jahressonderzahlungen/Weihnachtsgeld aufbauen.

Dabei ist zu beachten, stand heute (2019) gibt es NICHTS für Geld auf dem Tagesgeldkonto. Manche Konten bringen wortwörtliche 0,0%, keine Bank schafft es zumindest Inflationsausgleich sicherzustellen. Das heißt, das Geld wird jeden Tag weniger Wert.

Wir nutzen das Tagesgeld nur, um im Bedarfsfall blitzschnell darauf zugreifen zu können.

Warum zwei unterschiedliche Konten?

Ich finde eine sachliche Trennung von privaten Notfällen und Rücklagen für ein Investment wie eine Immobilie angenehmer für den Kopf. Zudem drängen fast alle Banken mit Girokonto mir das Tagesgeldkonto fast schon auf - warum also nicht nutzen.

Überschüsse auf dem Girokonto der regelmäßigen Zahlungen (z.b. Erstattungen von Versicherungen oder von Strom, Gas, Wasser-Versorgern), die unseren Liquiditätspuffer von 1000 Euro überschreiten, können ebenfalls auf diesem Tagesgeldkonto geparkt werden. Ab einer gewissen Summe ist hier auch über die Sammlung von Sondertilgungen nachzudenken.

Sparbücher

Klassische Sparbücher. Wahrscheinlich hat jeder eins, zumindest gehabt. Vielleicht musste es auf dem Weg hierhin schon daran glauben und 20 Jahre Sparen von Oma und Eltern gingen für eine einzige Konsumdummheit in den Wind.

Aber auch wenn das Sparbuch in der Regel 0,nix an Ertrag bietet, müssen wir unsere Sparbücher (vorallem Online-handelbare) nicht gleich zurückbringen.

Sparbücher haben gegenüber dem Tagesgeld ein Problem - meist dürfen nur ca. 2000 Eur sofort zugegriffen werden, für den Rest läuft eine längere Kündigungsfrist. Ich würde also nicht mehr als 2000 Euro darauf sammeln.

Wofür kann man sie nutzen?

Ich nutze Sparbücher für konkrete Konsumwünsche:

  • Urlaubskasse
  • Bei Ölheizung für monatliche „Abschlagssummen“
  • „Spielzeug“ z.b. technische Spielereien oder Klamotten
  • Gartenbau oder Renovierungspläne
  • …das nächste Auto?
  • etc

Also Dinge, mit einem überschaubaren Zeithorizont von 1-2 Jahren maximal. Mit einer monatlichen Dauerauftragssumme befüllt, fällt es viel leichter, die 800 Euro Anzahlung für den Urlaub oder 400 Euro für die neue Spielkonsole zu bezahlen. Statt aus seinem normalen Budget, bedient man sich bei der Anschaffung an diesen Sparsummen und hat so gleichzeitig eine Kontrolle, ob man sich vielleicht noch etwas Zeit lassen sollte bis zum nächsten Gadget oder Kurzurlaub.

Die „Autokasse“ ist ein anderes Ding und sehr viel individueller. Manch einer kommt ganz ohne aus, andere müssen lange Strecken fahren oder kennen sich gar nicht mit der Technik aus. Für teurere Autos mit längerer Lebenszeit ist es natürlich ebenfalls SINNVOLL, Geld zurückzulegen (Wir wollen ja nie wieder Konsumkredite in Anspruch nehmen!), aber dann vielleicht auf ein Festgeldkonto/Festgeldleiter oder ähnliches, dass ggf. 10 Jahre läuft und wenigstens ein paar Zinsen bringt.

  • liquiditaet.1602508958.txt.gz
  • Zuletzt geändert: 2020/10/12 15:22
  • von manuel@krischer.it